Die 16 Lebens­motive nach Dr. Steven Reiss

Der amerikanische Psychologe Dr. Steven Reiss ist bis heute einer der meistzitierten Psychologen der Welt.

Seine Arbeit fußt auf der Erkenntnis, dass allen menschlichen Verhaltensweisen 16 Motive zugrundeliegen. Aus dieser Erkenntnis entwickelte er das Reiss-Motivation-Profile®, ein diagnostisches Verfahren zur Persönlichkeitsanalyse.

1

„Macht“

Der Wunsch nach Einflussnahme

Menschen mit einem hoch ausgeprägten Machtmotiv suchen in der Regel Herausforderungen. Sie haben den Ehrgeiz, exzellente Leistungen zu erbringen. Sie wollen andere Menschen führen, Verantwortung und Kontrolle übernehmen.

2

„Unab­hängigkeit“

Das Streben nach Freiheit und Autonomie

Menschen mit hoher Ausprägung verlassen sich nur ungern auf andere. Sie versuchen, autonom zu leben. Ihr Bedürfnis nach persönlicher Freiheit ist stark ausgeprägt, sie pflegen die eigene Individualität.

3

„Neugier“

Die Lust am Lernen des reinen Lernens wegen.

Neugier äußert sich in erster Linie als intellektuelles Bedürfnis wie Lesen, Schreiben, Nachdenken oder Reflektieren. Neugierige Menschen sind wissbegierig und daran interessiert, die Wahrheit herauszufinden.

4

„Aner­kennung“

Selbstsicherheit vs. persönlicher Unsicherheit.

Bei geringem Selbstvertrauen basiert das Selbstbild meist auf dem Feedback anderer. Menschen, deren Motiv „Anerkennung“ niedrig ausgeprägt ist, sind selbstsicher und sehen Fehler häufig als Chance, es bin Zukunft besser zu machen.

5

„Ordnung“

Dinge organisieren, Pläne machen, Listen erstellen

Menschen mit einem hohen Ordnungsmotiv mögen standardisierte Prozesse und eine gute Organisation. Jemand mit einem gering ausgeprägten Ordnungsmotiv dagegen legt viel Wert auf Flexibilität und Spontaneität.

6

„Sparen“

Horten und Bewahren.

Sparsamkeit und auch sammeln ist purer Selbstzweck. Großzügigkeit und Freizügigkeit bilden den anderen Pol dieses Lebensmotivs. Menschen mit einem geringen Wunsch nach „Sparen“ werfen Dinge eher weg und haben eine geringe Hemmschwelle für Ausgaben.

7

„Ehre“

Die Loyalität gegenüber Moral oder Ethik.

Menschen mit einem ausgeprägten Motiv „Ehre“ sehen sich als aufrichtig, ihr Augenmerk liegt auf der Erfüllung ihrer Pflichten, häufig mit hoher Selbstdisziplin. Menschen mit geringer Ausprägung handeln eher ziel- und zweckorientiert nach persönlichem Nutzen.

8

„Idealismus“

Das Bedürfnis nach Gerechtigkeit und Fairness.

Personen mit einem hohen Lebensmotiv „Idealismus“ sind oft selbstlos und nehmen Anteil am Schicksal anderer. Menschen mit gering ausgeprägtem Idealismusmotiv sehen sich dagegen eher weltlich und realistisch, sie handeln pragmatisch orientiert.

9

„Beziehungen“

Das Streben nach Kontakt, Begegnung und Nähe mit anderen.

Menschen mit einem hohen Lebensmotiv „Beziehung“ haben das Bedürfnis, mit anderen zusammen zu sein. Menschen mit sehr gering ausgeprägtem Beziehungsmotiv sind dagegen eher introvertierte Einzelgänger.

10

„Familie“

Fürsorge in Partner­schaft und Familie.

Menschen mit hoher Ausprägungwünschen sich oft Kinder, sie sind „Familienmenschen“. Menschen mit gering ausgeprägtem Lebensmotiv „Familie“ hingegen wünschen sich seltener Kinder, da sie sie die Bindung gelegentlich als einengend empfinden.

11

„Status“

Der Wunsch nach Prestige in der sozialen Hierarchie.

Menschen mit hohem Lebensmotiv „Status“ wollen entweder mehr haben oder mehr können als andere. Ist das Statusmotiv nur gering ausgeprägt, ist der Mensch bescheiden.

12

„Rache“

Gewinnen wollen, sich verteidigen wollen.

Menschen mit einem hohen Wert bei Rache mögen es, sich mit anderen zu messen. Sie werden durch Wettkampf zu Höchstleistungen angetrieben. Menschen mit einem niedrigen Bedürfnis nach Rache sind harmonisierend. Sie sind Meister der Konfliktvermeidung oder sogar -schlichtung.

13

„Eros“

Freude an Sexualität, Lust, Schönheit, Ästhetik.

Dieses Motiv umfasst romantische Liebe und Sex genauso wie den Wunsch nach sinnlichem Erleben, zum Beispiel in Kunst und Musik. Der Lebensstil von Menschen mit gering ausgeprägtem Erosmotiv ist eher asketisch.

14

„Essen“

Die Beschäftigung mit Nahrung.

Essen stellt für hoch Ausgeprägte nicht nur eine biologische Notwendigkeit dar, sondern hat für sie auch andere, übergeordnete Bedeutungen. Menschen mit niedrigem Essensmotiv sind in Bezug auf Speisen eher weniger wählerisch. Nicht selten arbeiten sie neben dem Essen einfach weiter.

15

„Aktivität“

Das Bedürfnis nach Bewegung.

Die Aktivität an sich steht im Vordergrund, nicht Konkurrenz und Perfektion. Menschen mit gering ausgeprägtem Motiv der körperlichen Aktivität hingegen bevorzugen ein möglichst bewegungsfreies, mitunter „faules“ Leben.

16

„Ruhe“

Das Streben nach emotionaler Stabilität.

Menschen mit einem hoch ausgeprägten Ruhemotiv wünschen sich, Stresssituationen zu vermeiden. Sie sind vorausschauend und verhalten sich vorsichtig. Umgekehrt haben Menschen mit einem geringen Ruhemotiv eine hohe Stresstoleranz.

Das Reiss-Motivation-Profile® kann in vielen verschiedenen Bereichen und Themen Anwendung finden – so auch in der Führung.

Als Führungskraft hat man es – fast unabhängig davon, auf welcher Ebene und in welchem Einsatzbereich man tätig ist – immer mit Menschen zu tun. Unser eigenes wie auch das Menschenbild anderer entscheidet, wie wir auftreten und wie wir mit unserem Umfeld in Interaktion treten. In der Führungsberatung zeigt sich häufig, dass es Führungskräfte gibt, die mit einem viel zu einfachen Menschenbild durch die Welt laufen. Dadurch eignen sie sich an, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Muster oder Kategorien einzustufen wie A-, B-, C- und D-Typen. Ein individuelles und wirkungsvolles Führungsverhalten wird damit ausgehebelt, denn diese Führungskräfte führen nach Muster A, B, C und D.

Das Reiss-Motivation-Profile® ist ein wesentliches Instrument dabei, sich selbst und die eigene Wirksamkeit als Führungskraft näher kennenzulernen. Auch in Hinblick darauf, mit welchen Persönlichkeitselementen welche bevorzugten Führungsstile oder Anwendungen im Umgang mit anderen möglich sind.